46. Schneider Electric Marathon de Paris
Vorgeschichte
Bereits im Frühling 2020 wollte ich erstmals den Paris Marathon absolvieren und zwar direkt im Anschluss an meine neue Marathon PB in Amsterdam vom Herbst 2019. Mein Ehrgeiz war gross und dementsprechend ungebrochen war auch der hohe und disziplinierte Trainingseifer. Über die Wintermonate hat sich aber schleichend nochmals eine weitere, hartnäckige Plantarfasziitis bemerkbar gemacht. Kurze Zeit später hielt die Welt den Atem an, denn es kam die Corona-Pandemie. Zu meinem Glück wurde der Paris Marathon dann in den Herbst 2020 verschoben, sodass ich weiter die Hoffnung auf eine Genesung und eine Teilnahme hatte. Doch es kam alles anders. Infolge der weltweiten Corona-Restriktionen wurde der Paris Marathon im Herbst 2020 dann leider ersatzlos abgesagt.
Vorbereitung
Nach dem Berlin Marathon 2022 ging der Aufbau dann erneut weiter, um 2023 endlich den Marathon in Paris zu absolvieren. Das Training lief soweit gut und alles war mit einem Wochenumfang von ca. 80km stabil, doch vier Wochen vor dem Start drohte eine massive Entzündung beider Achillessehnen meine Teilnahme abermals zu verunmöglichen. Die Entzündung habe ich mir vermutlich durch neue Laufschuhe eingefangen. Mit alternativen Sessions wie Bike und Crosstrainer habe ich mich irgendwie in die Tapering-Phase gerettet. Der Arzt gab am Ende offiziell grünes Licht und so stand ich am 2. April 2023 frühmorgens in der eiskalten Champs Élysées und freute mich auf den bevorstehenden Start. Der ganze Marathon wurde im Vorfeld von massiven Demonstrationen infolge der Erhöhung des Rentenalters in Frankreich überschattet und es war teilweise unklar, ob der Event dieses Jahr verschoben oder abgesagt würde. In den Straßen von Paris wütete der zerstörerische Mob und überall türmte sich der Abfall. Zum Glück erteilte die Stadt dann aber trotzdem die für alle Beteiligten ersehnte Freigabe. Der Marathon selber verlief sehr friedlich und es war größtenteils alles sauber aufgeräumt.
Der 46. Schneider Electric Marathon de Paris
Infolge der nicht ausgeheilten Verletzung war der Plan klar. Langsam anlaufen und das Handicap muskulär ausgleichen, das heißt Umstellung auf Fersenlauf, sodass die Sehnen weniger gereizt würden. Diese Taktik ging relativ gut auf und ich konnte unter 4 Stunden ins Ziel einlaufen. Der Paris Marathon hatte dieses Jahr über 51`000 Teilnehmer, wovon ca. 98% ins Ziel kamen. Dementsprechend voll war die Laufstrecke. Es war das dichteste Feld, das ich jemals erlebt hatte. Und die Mitstreiter waren alle in Form. Tempo reduzieren oder stehen bleiben war nicht auf der Tagesordnung, ohne dass man ungewollt zum Hindernis wurde. Es war eisig kalt und regnerisch, was die Sache nicht einfacher machte. Das Verpflegungskonzept ging auch dieses Mal sehr gut auf und die Ambiance an der Strecke war schlichtweg genial. An dieser Stelle ein großes Kompliment an die Organisatoren und an die tausenden von frenetischen Zuschauern, das war einfach Klasse!
Bei ca. 30 Kilometern auf der Höhe des Eiffelturms plagten mich dann unbekannte Schmerzen an der Fußsohle, was eine bessere Zeit oder gar eine neue PB verunmöglichte. Trotzdem bin ich natürlich stolz, den Lauf absolviert zu haben und vor allem am Ende nicht aufgegeben zu haben. Die Zweifel und der Respekt waren immer vorhanden, vor allem das Bewusstsein, jetzt möglicherweise in eine längerfristige Verletzung zu rutschen. Mein Ziel war daher „ankommen“ und dass die Verletzung nicht schlimmer wird oder am Ende gar die Achillessehne reißt. Darum war die Zeit diesmal zweitrangig. Solche Entscheide sind für den Marathon Novizen sicherlich nicht zur Nachahmung empfohlen und ich war regelmäßig unter ärztlicher Aufsicht. Laufsport hat für mich immer etwas mit dem Mindset und dem verschieben der eigenen Grenzen zu tun, indem man gegen sich selber ankämpft. Und ich wollte diesen Kampf unbedingt wieder für mich gewinnen. Bezahlt habe ich die Aktion mit einem massiven Muskelkater, ähnlich wie bei meiner Marathon-Premiere am Zürich Marathon 2018. Diese Schmerzen gehen vorbei und was mir bleibt, ist die lebenslange Erinnerung den Paris Marathon gegen alle Widerstände erfolgreich durchgezogen zu haben.