Tokyo Marathon 2024 - Der dritte Stern

Vorgeschichte

Das Losglück traf mich etwas unerwartet, denn der Tokyo Marathon ist momentan sehr gefragt. Während der Corona Pandemie wurden zeitweise keine Europäer mehr zugelassen, dementsprechend hoch ist der Stau an LäuferInnen, denen nur noch Tokyo zum Erhalt der lang ersehnten 6-Star Finisher Medaille fehlt. Nachdem ich die positive Nachricht erhalten habe, wollte ich mich wie bei für Chicago, einem Schweizer Tour-Operator anschliessen. Die Japaner sind scheinbar aber sehr strikt und dies war nicht möglich, denn der Anbieter könnte nach eigenen Aussagen dadurch seine Akkreditiation verlieren. Soviel mal zur Genauigkeit und Organisation der Japaner. Somit musste ich die Reise von A-Z selber organisieren. Speziell beim Tokyo Marathon ist der Fakt, dass Start und Ziel nicht am gleichen Ort sind und somit die Auswahl von Hotel und die Reiseplanung wichtig sind, damit alles passt. So war es denn ein extrem knapper Trip mit Anreise am Freitag Abend und einer Rückreise praktisch direkt nach dem Rennen, aber was macht man nicht alles um hier teilzunehmen.

Die Trainings-Vorbereitung an sich war suboptimal, da ich viel zu viele berufliche Termine wahrnehmen musste und praktisch nie zur Ruhe kam. Ich versuchte, meinen Trainingsplan bestmöglich umzusetzen und musste auch infolge von zwei hartnäckigen Erkältungen jeweils länger pausieren. Das Ziel lautete diesmal “ankommen”, denn erstmals muss man gesund an der Startlinie stehen und neben Jet-Lag und Reisestress noch die Ernährung im Blick behalten, viele kleine Puzzleteile müssen passen, damit eine gute Leistung möglich wird. Aber das macht die 6-Star Reise ja so spannend.

Tokyo Marathon 2024

Der Lauf an sich ist sehr gut organisiert, die Japaner sind sehr genau und wenn man den Instruktionen folgt, kann eigentlich nichts schiefgehen. Auch im Bereich Sauberkeit ist dieser Grossevent wirklich sehr gut organisiert. Im Vergleich dazu wirkt das Umfeld zum Beispiel des Berlin Marathon direkt etwas animalisch, wenn ich nur schon an die Toiletten-Situation oder den ganzen Müll denke. In Tokyo ist alles sehr sauber und interessanterweise scheinen sich die Teilnehmer sehr diszipliniert an die Regeln zu halten, man will ja nicht auffallen oder am Ende gar noch disqualifiziert werden.

In der ersten Hälfte des Rennens war ich relativ gut auf Kurs für eine solide Zeit unter 4 Stunden, musste dann aber erneut zurückschrauben und einige technische Pausen einlegen. Das Wetter spielte gut mit, es war erneut sehr kalt. Am Start spürte ich meine Füsse nach dem langen Warten im Startblock bereits nicht mehr und es dauerte ca. 5 Kilometer bis wieder ein bisschen Gefühl da war. Es wurde leider nicht mehr besser und Fussschmerzen plagten mich dann praktisch das ganze Rennen. Die Atmosphäre ist aufgrund der Streckenführung einzigartig, denn man sieht die Weltelite auf der Gegenseite vorbeirauschen. An diesem Tag hatten auch Cracks wie Eliud Kipchoge oder Sifan Hassan Ihre Herausforderungen und konnten Ihre grosse Erfahrung nicht in einen sicher geglaubten Sieg verwandeln. Das ist Sport und die Unberechenbarkeit des Marathons kann jederzeit zuschlagen. Die Frage bleibt, wie man mit solchen Herausforderungen umgeht. Während Eliud Kipchoge seinen Lauf diszipliniert auf dem 10. Rang beendete, schleppte ich mich mit einer Zeit von ca. 4h11min ins Ziel. Auf meiner Uhr waren am Ende über 43.2 Kilometer, also gut ein Kilometer mehr drauf als nötig war. Das war der Tribut der WC-Pausen. Darum bin ich mit meiner Form mehr als zufrieden und einen Tag später hatte ich erneut keinen Muskelkater. Wie in Chicago, bin ich den Tokyo Marathon in den Vimazi Z50`s gelaufen und bin nach wie vor begeistert. Als nächstes steht nun die Vorbereitung für den New York Marathon im November 2024 an, mal sehen was dann möglich ist. Vorbereitungszeit ist jetzt mehr als genug und viele Erfahrungen kann ich mitnehmen und darauf aufbauen. Die Reise geht weiter und ich bleibe dran!

Michael Sommmer